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Strategie

In der Stressfalle: Frauen und die Doppelbelastung von Homeoffice und Homeschooling

Das geflügelte Wort über Männer als das „starke Geschlecht“ braucht längst eine Revision: Denn oft sind es gerade Frauen, die in Partnerschaft und Familie eine besonders hohe Leistungsbereitschaft unter Beweis stellen. Die Corona-Ausnahmesituation der letzten Monate hat diese Tatsache für viele Betroffene noch verschärft: Die Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling der Kinder, die neben dem Führen der sonstigen Haushaltsaufgaben irgendwie gestemmt werden muss, verlangt von vielen Frauen, aber auch oft von Männern, eine Einsatzbereitschaft, die sie an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Wie Sie diesem Sog von Stress und Belastung Einhalt gebieten und auch in schwierigen Zeiten Ihr inneres Gleichgewicht bewahren, lesen Sie in diesem Beitrag.

Care-Arbeit – immer noch Frauensache?

Die Corona-Krise und die damit verbundenen Schulschließungen haben Familien vor große Herausforderungen gestellt. Neben Job und Haushalt musste von einem Tag auf den anderen auch noch Sorge für die schulische Erziehung der Kinder getragen werden. Viele Mütter sind von der enormen Doppelbelastung aus Homeschooling und Homeoffice betroffen. Doch warum ist das so?

Frauen leisten jedoch von Haus aus mehr „Care-Arbeit“ als Männer. Das ist bei Weitem nicht nur an dem Umstand, dass Frauen öfter in sozialen und pflegenden Berufen anzutreffen sind, ablesbar. Es ist nämlich ebenfalls eine Tatsache, dass Frauen auch im privaten Bereich deutlich mehr Sorgearbeiten übernehmen als ihre männlichen Partner. Neben der Kindererziehung und Haushaltsaufgaben zählt dazu beispielsweise auch die Pflege von Angehörigen. Laut einem aktuellen Bericht des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (BMFSFJ) aus dem Jahr 2019 wenden Frauen durchschnittlich 52,4 Prozent mehr Zeit für Care-Arbeit auf als Männer. In Haushalten mit Kindern liegt diese Differenz sogar bei 83,3 Prozent. Dabei sind Frauen oft selbst berufstätig. In Corona-Zeiten hat sich diese Doppelbelastung aus Beruf und Familie für viele noch einmal immens verstärkt.

Ein Balanceakt: Den Anforderungen der Doppelbelastung gerecht werden

Gehören auch Sie zu den Menschen, die ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, weil sie die Anforderungen von Beruf und Familie erfüllen möchten? Grundsätzlich ist daran natürlich nichts „falsch“ – wenn es sich um eine vorübergehende Phase handelt. Achten Sie jedoch darauf, dass Ihr eigenes Wohlbefinden auf lange Sicht nicht auf der Strecke bleibt. Denn wer sich ständig an den Grenzen seiner Psyche und Physis aufreibt und nicht ausreichend von Belastungssituationen erholt, läuft Gefahr, sich auf gesundheitsschädliche Weise zu überfordern. Schlafstörungen, Nervosität, innere Unruhe und im schlimmsten Fall ein Burnout können die Folge sein.

Für ihr psychisches und physisches Wohlergehen ist es daher unerlässlich, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen und die Balance aus eigenen Ansprüchen, Anforderungen der Umwelt sowie dem inneren Wohlbefinden wiederherzustellen.

Wie können Sie Ihr inneres Gleichgewicht wahren?

Den meisten von uns fällt es alles andere als leicht, im Alltag einen Gang runterzuschalten. Das gilt besonders in fordernden Situationen wir der Doppelbelastung aus Homeoffice und Homeschooling, die sich mit dem Corona-Lockdown eingestellt hat. Doch trotz äußerlich schwieriger Umstände ist es möglich, sich – zumindest ein Stück weit – freizuschwimmen. Wenn Ihnen der Alltag über den Kopf wächst, ergreifen Sie folgende Maßnahmen:

  • Ich-Zeit nehmen: Nehmen Sie sich regelmäßig bewusste Auszeiten vom Alltag, die nur Ihnen gehören. Darunter fällt beispielsweise ein festes Ritual wie eine entspannende Morgenroutine. Oder Sie richten an einem oder zwei Abenden in der Woche ein Zeitfenster ein, in dem Sie ungestört Ihren Interessen nachgehen oder einfach nur entspannen, sei es bei einem guten Buch, einem Spaziergang oder einem Sportkurs. Wichtig ist, dass Sie für Ihre Ich-Zeit feste Termine einplanen, an denen es nichts zu rütteln gibt, für niemanden. Informieren Sie Ihre Familienmitglieder darüber, dass Sie in dieser Zeit nicht für ihre Anliegen zur Verfügung stehen.
  • Unterstützung einfordern: Vielen von uns fällt es schwer, andere in belastenden Situationen um Hilfe zu bitten. Doch mit „Zähne zusammenbeißen“ kommen Sie langfristig nicht weiter – im Gegenteil, sie laufen Gefahr, sich immer erschöpfter, ausgebrannter und weniger leistungsfähig zu fühlen. Scheuen Sie sich also keinesfalls davor, Unterstützung einzuholen! Nehmen Sie Ihren Partner stärker in die Pflicht, wenn es um die Erledigung von Haushaltsaufgaben sowie die Kindererziehung geht. Sind Sie alleinerziehend, sehen Sie sich in Ihrem Umfeld nach Hilfsangeboten wie einer stundenweisen Kinderbetreuung oder Unterstützung bei der Haushaltsarbeit um. Vielleicht können Sie auch ein kleines Nachbarschaftsnetzwerk aufbauen, in dem man sich gegenseitig hilft.
  • Achtsamkeit trainieren: Versuchen Sie, einen bewussten, achtsamen Lebensstil zu etablieren. Dazu zählt neben gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung an der frischen Luft auch das Erlernen von Achtsamkeitsübungen. Mit etablierten Methoden wie der progressiven Muskelentspannung können Sie sich in stressigen und aufwühlenden Situationen beruhigen und stabilisieren, sodass Ihr Blick wieder frei für das Wesentliche wird.
  • „Nein“ sagen: Traditionell werden vor allem Mädchen von klein auf dazu erzogen, sich stets hilfsbereit zu zeigen, wenige Widerworte zu geben und die eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer zurückzustellen. Vielen Frauen fällt es auch später noch schwer, sich im richtigen Moment abzugrenzen. Dahinter steht oft die Angst, Erwartungen zu enttäuschen oder als eigensinnig wahrgenommen zu werden. Für unser mentales Wohlbefinden und unsere innere Stärke ist es jedoch unerlässlich, auch mal Grenzen zu setzen – sei es gegenüber dem Chef, dem Partner, der Schwiegermutter oder den Kindern. Die gute Nachricht: „Nein“ sagen ist erlernbar. Wenn Sie die Doppelbelastung aus Homeschooling und Homeoffice mal wieder zu erdrücken droht, ziehen Sie eine klare rote Linie. Sie haben bereits den ganzen Tag gearbeitet? Dann setzen Sie einen Punkt. Egal, wie viel eigentlich noch auf Erledigung wartet. Akzeptieren Sie, dass Sie nicht einhundertzehn Prozent leisten können – denn das müssen Sie nicht. Wenn Sie Ihren Alltag in dieser Extremsituation einigermaßen meistern und dabei ihr emotionales Gleichgewicht wahren, haben Sie sehr, sehr viel erreicht und allen Grund dazu, stolz auf sich zu sein!

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