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Homeschooling und Homeoffice führten zu einer unglaublichen Belastung

Selbst Menschen mit großer innerer Stärke gerieten zu Beginn der Corona-Pandemie an ihre Belastungsgrenzen. So ging es auch Kathrin. Nach den bundesweiten Schul- und Kitaschließungen musste die zweifache Mutter ihre Kinder zu Hause betreuen und gleichzeitig arbeiten. Durch Homeschooling und Homeoffice wuchs die Belastung enorm. Bis es nicht mehr weiterging.

Ich kann mich daran erinnern, wie wir die E-Mail von der Schule bekamen, dass voraussichtlich ab Montag kein Unterricht mehr stattfindet. Unsere Tochter Marie jubelte. Corona-Ferien. Sie war in der ersten Klasse und schon nach knapp acht Monaten Schule war Schluss. Sie hatte gerade angefangen, Fuß zu fassen und sich an die neuen Routinen zu gewöhnen, Freundinnen gefunden, Hausaufgaben gemacht. Jonas war glücklich mit seinen Spielfreunden in der Kita. Alles lief. Und dann nicht mehr.

So fanden wir uns zu Hause ein: Mein Mann und ich im Homeoffice, die Kinder im Homeschooling. Mein Mann sperrte sich einfach in seinem Büro zu Hause ein. Kopfhörer auf und kein Problem. Homeschooling war ihm nicht wichtig. Das müssten die in der Schule dann später eh nachholen, meinte er. Aber die Lücken im Lesen und Schreiben sind nicht so schnell aufzuholen. Mir war es wichtig, dass Marie von Anfang an gut mitkommt.

Dabei hatte ich auch im Job den Anspruch, alles richtig zu machen. Ich bin in einer Rechtsanwaltskanzlei angestellt. Die Arbeit verlangt mir viel ab, da darf man keinen Fehler machen. Also arbeitete ich nach Haushalt und Homeschooling bis 22 Uhr im Homeoffice, um das Pensum zu schaffen und meinem inneren Anspruch gerecht zu werden. Nebenbei versorgte ich noch meine Mutter, die in der Nähe wohnt und nicht alleine einkaufen gehen konnte. Und ging dabei mit unserem Hund Charlie Gassi. Wenigstens ein wenig frische Luft, dachte ich mir.

Ich bin kein ängstlicher Mensch, ich gehe neue Herausforderungen an und bin offen für Neues. Ich weiß auch, dass wir uns glücklich schätzen können. Wir „durften“ im Homeoffice weiterarbeiten. Wir haben keinen finanziellen Schaden davongetragen wie viele andere.

Aber die Ungewissheit, wie lange das noch so weitergeht und welche Folgen das auch für die geistige Gesundheit der Kinder hat, machte mich wahnsinnig. Ich spürte, wie die Belastung durch Homeschooling und Homeoffice täglich wuchs und ich mich von Tag zu Tag schleppte.

Ich fühlte mich so, als würde ich einen riesigen Spagat versuchen und langsam, aber sicher umkippen. Homeschooling und Homeoffice – beides war ein Kompromiss, nichts machte ich zu 100 %.

Und dann kam dieser Samstag. Mein Mann hatte mir extra die Kinder abgenommen, weil er meinte, ich brauchte mal eine Pause von meiner Belastung durch den Haushalt, das schwierige Homeschooling, das gehetzte Homeoffice in den Abendstunden. Ja, das kann man wohl so sagen. Ich war am Ende. Ich lag also allein zu Hause und versuchte abzuschalten. Aber die Entspannung wollte nicht einsetzen. Ganz im Gegenteil. Immer wenn ich zu mir sagte „Jetzt hör auf, dir Sorgen zu machen“ oder „Hör auf, an Aufgaben zu denken“, machte ich genau das: Ich machte mir Sorgen und dachte an Aufgaben, die ich noch erledigen musste. Das ist in etwa so, als würde man sich selbst sagen „Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten“. Es funktionierte nicht.

Stattdessen wurde meine Unruhe immer größer. Ich merkte richtig, wie mein Herz schneller schlug und mein Atem ganz flach war. Dann kam noch Kribbeln in den Gliedmaßen dazu, und Schwindel. „Fühlt sich so eine Panikattacke an?“, dachte ich.

Ich wusste nicht, was ich tun soll. Halb abwesend browste ich durch Social Media. Und siehe da, ich war nicht allein. Viele andere Frauen, vor allem Mütter, sprachen von ihrer Corona-Erschöpfung und sogar einer Corona-Depression. Auch sie hatten unter der Belastung durch Homeoffice und Homeschooling zu leiden, kamen an ihre Grenzen und wussten nicht weiter.

Dann sah ich einen Post, in dem eine Mutter berichtete, wie sie sich Hilfe geholt hatte und dass es ihr jetzt viel besser ging. Sie hatte einen professionellen Coach engagiert. Sie schrieb, dass sie alleine nicht mehr aus diesem Teufelskreis rausgekommen sei, keine Lösung gesehen hatte. Und das sei auch in Ordnung, manchmal brauche man eben Unterstützung von außen.

Ich bin im Glauben erzogen, dass ich alles schaffen kann, ganz ohne fremde Hilfe. Aber heute weiß ich, dass es kein Zeichen von Schwäche ist, sich Unterstützung zu holen. Es ist ein Zeichen von Stärke. Ich schrieb den Coach direkt an. Es stellte sich heraus, dass sie selbst berufstätige Mutter ist und praktische, umsetzbare Lösungen parat hat. Keine Esoterik, sondern handfeste Tipps, die im Alltag funktionieren. Auch pflanzliche Helfer, z. B. Kombinationspräparate aus Johanniskraut und Baldrian können zur Entspannung führen und erste Abhilfe bei vorübergehenden Belastungen schaffen.

Witzig. An meinem Arbeitspensum hat sich eigentlich nichts geändert.

„Trotz Doppelbelastung fühle ich mich aber weniger gestresst.“

Ich habe gelernt, zu priorisieren und loszulassen. Wenn der Wäscheberg sich auftürmt, dann löst das nichts mehr in mir aus. Früher hätte das sofort ein Gefühl der Unzufriedenheit aufwallen lassen. Meine Prioritäten sind klar: Meine Kinder kommen an erster Stelle, und dann komme ich. Meine Bedürfnisse, mein Wohlbefinden, meine Wünsche. Nun nehme ich die Zeit mit meinen Kindern nicht mehr als einen weiteren Arbeitsblock und eine mich stressende Belastung in meinem Alltag wahr, sondern als intensive positive Erfahrung; das gemeinsame Lernen mit Marie im Homeschooling ist so motivierend.

Letzte Woche war ich das erste Mal seit Jahren joggen. Wie schön es war, einfach mal im Park zu sein, den Wind im Gesicht, ganz allein mit meinen Gedanken! Mithilfe meines Coaches habe ich eine Liste mit 50 (!) Dingen geschrieben, die meinem Körper und meinem Geist guttun. Und diese integriere ich jetzt ganz bewusst in den Alltag.

Ich habe auch viel darüber nachgedacht, warum es so hart war, gerade für uns Eltern, die Homeschooling und Homeoffice von jetzt auf gleich stemmen sollten. Zuerst hatte ich eine große Wut auf die Politik. Sie hat die Interessen der Eltern und Kinder nicht genug beachtet. Die Shopping-Center durften vor den Schulen öffnen. Aber auch diese Wut habe ich losgelassen. Denn die äußeren Umstände können wir einfach nicht immer beeinflussen. Das müssen wir im Leben akzeptieren, sonst fühlen wir uns machtlos und gleiten in eine Abwärtsspirale ständiger Belastung.

Das Wichtigste ist, dass ich auf mich selbst zählen kann. Genauso wie man im Flugzeug zuerst seine eigene Maske aufsetzt und dann seinem Nachbarn hilft. Zuerst um sich selbst kümmern, dann kann ich stark sein und mich um andere kümmern!

Heute gehe ich viel gelassener mit meinen Aufgaben um. Ich habe meinen inneren Anspruch nicht heruntergestuft, aber verändert. Ich will nicht perfekt sein, sondern glücklich. So macht der Alltag trotz der doppelten Belastung wieder Spaß und ich kann die Zeit mit meinen Kindern viel mehr genießen.

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